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  • Mahler Meint
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Putin und der lange Tisch.

17.02.2022

Alle Welt staunt und rätselt angesichts des sechs Meter langen Tisches, an dem Vladimir Putin zuerst den französischen Präsidenten Macron und danach Bundeskanzler Scholz empfangen hatte. Das glänzend weiße Ungetüm war 1995 von dem italienischen Promi-Möbel-Schreiner Renato Pologna für umgerechnet 100.000 Euro in den Kreml geliefert worden.

Vermittelt dieser Tisch eine politische Botschaft oder ist er schlicht Putins extremer Corona-Paranoia geschuldet?

Für das politische Signal spricht, dass Putin beim Besuch in Peking Staatspräsident Xi Jinping nahekam und ihm sogar die Hand schüttelte. Und auch das Treffen mit dem kasachischen Präsidenten Tokajew fand im Kreml und in vertrauter Nähe statt. Die EU-Vertreter Macron und Scholz also auf sechs Meter Abstand.

Putin in der Corona-Blase – das scheint wahrscheinlicher. Präsident Macron hatte sich geweigert, sich in Russland einem PCR-Test zu unterziehen. Olaf Scholz ließ ebenfalls aus Angst vor Datenklau den Test nach der Landung in Moskau von einer Ärztin der deutschen Botschaft vornehmen. Alle 50 Delegationsmitglieder mussten vor der Abreise schon je drei negative PCR Tests nach Russland schicken.

Ob der lange Tisch auch eine Machtdemonstration Putins ist, kann man nur vermuten. Und ich meine, es ist vermutlich eine Mischung aus Beidem: Putins Corona-Paranoia und das politische Signal: seht mal: so weit ist die EU von Russland entfernt. Dafür spricht auch, dass Putin eigentlich die USA als einzigen ernst zu nehmenden Verhandlungspartner im Ost-West Konflikt sieht.