Religiöser Fundamentalismus
Von der Seele reden
07.08.2025
Von der Seele reden – der Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller, Politik- und Medienwissenschaftler und Vorstand der „Stiftung: Christliche Werte leben“.
Jeden Donnerstag um 20:45 Uhr im Radio und bereits vorab hier den ausführlichen Kommentar online hören. Mehr Infos zur Stiftung auf www.christlichewerteleben.de
Religiöser Fundamentalismus
Religiöse Fundamentalisten, ich nenne sie gerne Eiferer, bedrohen überall auf der Welt den Frieden und das friedliche Zusammenleben der Menschen. Sie behaupten, göttlichen Anweisungen zu folgen, missachten aber gerade die höchste Anweisung Gottes, die Liebe. Die Orientierung an religiösen Vorschriften oder besser ihren egoistischen Auslegungen, dehnt sich auch auf politische Ziele aus, wie wir es im Iran vorgeführt bekommen, aber auch durch die israelische Regierung, die auf solche unheiligen Eiferer angewiesen ist.
Die Netanjahu-Regierung droht aktuell nicht an ihrer menschenverachtenden Gaza-Politik zu zerbrechen, sondern am Streit um die Wehrpflicht für Ultraorthodoxe. Die Koalitionspartner des Premiers haben starke Druckmittel, denn ohne sie hat Netanjahu keine Mehrheit. Sie machen nur fast 14 Prozent der Bevölkerung aus - aber sie könnten nun darüber entscheiden, ob Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Regierung im Amt bleiben.
Diejenigen, die der auserwählten Religionsauslegung aller Fundamentalisten nicht folgen, gelten als „Ungläubige“ und sind in den Augen vieler Fundamentalisten „dem Tode geweiht“. Religiöse Regeln haben in deren Augen auch immer den Vorrang vor weltlichen Gesetzen.
Religiöse Fundamentalisten, die wir auch im protestantischen Glauben finden, vertreten oft rückwärtsgewandte Geschlechtermodellen, wie die Ablehnung von Gleichberechtigung queerer Menschen und von Frauen, richten sich häufig gegen alles, was als modern zu bezeichnen ist.
Gelebte Toleranz, also das Akzeptieren oder wenigstens Aushalten von anderen Überzeugungen und Verhaltensweisen, ist die Voraussetzung für Glaubens- und Religionsfreiheit und damit auch für das gewaltfreie Zusammenleben in einer Demokratie. Nur Toleranz wird der Fülle von Verschiedenheit und Vielfalt des menschlichen Lebens gerecht. Wo solche Lebensbejahung fehlt, kommt meist Gewalt ins Spiel.
Religiöser Fundamentalismus ist der Feind jeder Demokratie. Darum müssen wir sehr wachsam jede Form dieser verheerenden Falschauslegung aller Religionen entgegenstehen.
Ich wünsche Ihnen eine Woche gelebter Toleranz, aber bitte bleiben Sie achtsam.