Worte schaffen Wirklichkeiten.
05.01.2023
„Die Geschäftsleitung teilt Ihnen mit, dass Sie ab dem 1.1.2023 freigesetzt werden.“ Alle, die im vergangenen Jahr ein solches Schreiben erhalten haben wissen, dass sie nicht etwa einen Urlaub genehmigt bekommen haben, sondern knallhart entlassen worden sind.
Ihr Auto ist nicht zu finden. Vorhin stand es noch da. Stattdessen bekommen Sie Post von der Polizeibehörde: „Ihr Fahrzeug wurde umgesetzt. Sie können es nach einer Zahlung vom 320 € abholen in der xy Straße.“ Blitzartig wird Ihnen klar: der Wagen wurde nicht umgesetzt, sondern an den Haken gehängt und abgeschleppt.
Russland führt keinen Krieg gegen die Ukraine. Wer das behauptet, kommt in Moskau in den Knast. Stattdessen führt die russische Armee eine „militärische Spezialoperation“ durch.
Wer sich Corona oder gar einen Krebs eingefangen hat, ist positiv. Seltsam.
Worte sind wirkmächtig. Sie lösen Bilder aus im Hirn, positive oder negative Reaktionen, Glücksgefühle oder Panik. Mit Worten kann man nicht vorsichtig genug umgehen.
Aus eigener, leidvoller Erfahrung weiß ich, dass geschriebene – vor allem schnell geschriebene Worte – fatale Folgen haben können. Sie können verletzen, Freundschaften zerstören, eine lange geführte Partnerschaft vernichten.
Deshalb mein Appell – zuerst an mich selbst und dann an alle, die es hören mögen: Besuche, Anrufe, handgeschriebene Briefe, wenn es um wirklich Wichtiges geht. Die Digitalisierung hat uns viele Vorteile gebracht – in der persönlichen Kommunikation ist sie viel zu oft eine zerstörerische Waffe. Logarithmen sind kalt. Worte haben die Eigenschaft, warm und einladend sein zu können. Ich möchte diesen Schatz nicht leichtfertig herschenken. Mein Vorsatz für 2023.