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  • Mahler Meint
  • Kommentar

Wer versteht Putin noch?

25.02.2022

Jetzt also doch. Lange haben die Linkspartei und Teile der SPD Vladimir Putin verteidigt. Und ich spreche jetzt nicht von Genosse Schröder, der ja aus eigenen finanziellen Interessen gar nicht anders kann. Nein, selbst die Hardcore-Linke Sahra Wagenknecht musste eingestehen, dass sie Putin offenbar völlig falsch eingeschätzt habe. Klar ist quer durch die Parteienlandschaft: Putin hat Völkerrecht gebrochen. Die bangen Fragen, die jetzt im Raum stehen: belässt es Russland bei einem Angriff auf die Ukraine oder ist dies willkommener Anlass, um sich verlorengegangenes Terrain im Westen zurückzuholen? Dafür fürchten sich die baltischen Staaten, vielleicht sogar Polen. Und das bedeutet nicht weniger als Weltkrieg. Weitere Frage: Dient die Ukraine als Blaupause für Taiwan? Geht China bald nach demselben Muster vor? Spätestens dann wird es eindeutig: Der verbündete Osten ist endlich wieder stark – so stark oder gar stärker als der Westen. Und kann endlich den USA und ihren Verbündeten Paroli bieten. Der Handelskrieg zwischen China und den USA lässt Schlimmes befürchten.

Ein Blick nach Deutschland: Wo ist eigentlich die Friedensbewegung abgeblieben? Jürgen Grässlin, altgedienter Friedensaktivist aus Freiburg, organisiert eine Menschenkette zwischen der ukrainischen und russischen Botschaft in Berlin. Viel mehr ist nicht. Gegen die USA liefen Massenproteste in den 80igern. Wenn es um Russland geht, ist es seltsam still im Land. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Friedensbewegung schon immer links orientiert war. „Die Jungen sind heute eher in der Klimabewegung aktiv“ gesteht Grässlin, „und das verstehe ich auch“. Und die Alten? Dir sind müde. Oder resigniert. Oder Beides.