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Toxische Männlichkeit.

12.06.2025

Als Moritz Müllender seinen Leitartikel im Stern geschrieben hat, war Graz noch gar nicht ge-schehen. Der Amoklauf, der 10 Menschenleben gekostet hat. Aus heiterem Himmel, von einem bisher noch nicht auffälligen 21-jährigen Ex-Schüler verübt.

Moritz Müllender hat einen 4-jährigen Sohn und fragt sich, wie er ihn zu einem guten Typen erziehen soll. Der Trend ist klar gegen seinen Wunsch, dass sich sein Junge frei entfalten können wird und selbst bestimmt, wieviel sogenannte Männlichkeit und wieviel den Mädchen zugeordnete Anteile er entwickeln wird.

Die Polizeistatistik sagt, dass Männer die Gewaltverbrecher sind. 2024 waren von 95000 Tat-verdächtigen 86000 männlich. Von 43.000 Opfern waren 39.000 Frauen. Opfer von Gewaltde-likten, von sexuellen Übergriffen.

Moritz Müllender stellt sich die Frage, wie er in einer Welt des Männlichkeitswahns und Machotums, vorgelebt vom US-Präsidenten und schrecklichen Influencern wie Andrew Tate, gesunde und einfühlsame Jungs großziehen soll, die solche Arschlöcher eben nicht werden.

Der Alpha-Mann, der heute in den Sozialen Netzen gehypte wird, hat Geld, Muskeln und verführt die Frauen. Aggressive, dominante Männer sind für heranwachsende Jungen wieder Vorbilder. Vorbilder wie Trump und Musk aber eben auch antileninistische Influencer wie Andrew Tate. Sie suggerieren: „Selbst wenn du nirgendwo erfolgreich bist – kein Abschluss, arbeitslos, keine Frau – stehst du immer noch über 50% der weiblichen Bevölkerung. Tritt unserem Club bei und du schwimmst oben."

Müllender hat einen Rat für die Erziehung von Jungs: wenn mein Sohn ein Kleid anziehen will, kann ich ihm sagen, dass ich das toll und mutig finde – aber das andere das vielleicht anders sehen. Und dann lasse ich ihn selbst entscheiden. Und er nimmt sich vor, zärtlicher mit seinen Freunden umzugehen. Und dann kaufe ich ein Spiel, das zum Sprechen über Gefühle anregen soll. Das ist immerhin ein Anfang.