Schluss mit lustig.
26.02.2020
Erst der Sturm. Dann das Corona-Virus. Und vorgestern der schwere Unfall in Volkmarsen. Jetzt ist endgültig Schluss mit lustig. Es gab in den vergangenen Jahren schon öfter den Ausfall der Umzüge des Wetters wegen. Und es gibt die Angst bei Massenveranstaltungen in Deutschland spätestens seit der Amokfahrt auf dem Berliner Weihnachtsmarkt vor 4 Jahren. Aber in diesem Jahr scheint sich alles gegen die sorglose Ausgelassenheit der närrischen Zeit verschworen zu haben. Der Carneval in Venedig – abgesagt, weil der Virus Italien erreicht hat. Der Carneval in Rio – so politisch wie nie zuvor. Die Sambazüge werden dominiert von Jesus am Kreuz – mal als Schwarzer aus den Favelas von Rio, mal als gemarterte Frau. Die Umzüge als politische Demonstration und Provokation – auch das war der Carneval schon immer. Und doch: es spitzt sich zu. Die frauenfeindliche und gegen die Armen gerichtete Politik des Präsidenten Bolsonaro ist schwer zu ertragen. Jesus als Verbündeter der Armen und Unterdrückten – das passt den konservativen Kirchen, die das System stützen, überhaupt nicht. Heute ist Aschermittwoch. Beginn der Fastenzeit. Wird sie Buße, Umkehr oder zumindest Kurskorrektur ermöglichen? Für die große Politik kann das niemand erwarten. Jede und jeder persönlich kann sich Gedanken darüber machen, wo im eigenen Leben Kurskorrektur angesagt ist. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“. Dieser Satz stammt von Friedrich Hölderlin. Gefahr scheint derzeit von überall her zu drohen. Aschermittwoch – das heißt, der Gefahr ins Gesicht zu sehen und sich dem Rettenden zuzuwenden. Die Fastenzeit endet am Ostermorgen. Mit der Auferstehung und damit der Gewissheit, dass das Leben siegt.