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Nichts ist alternativlos.

08.02.2023

6. Februar 2013. In einer Kirche in Oberursel gründet sich unter den segnenden Händen der Christusstaue die Alternative für Deutschland. Wenig später sitze ich dem äußerst sympathischen Professor für Makroökonomie Bernd Lucke in seinem Berliner Büro gegenüber. Wir stecken in der Schuldenkrise Griechenlands, ausgelöst durch den Euro. Den hatte Angela drei Jahre zuvor als „alternativlos“ bezeichnet. „Scheitert der Euro, scheitert Europa“, so die Regierungserklärung am 19. Mai 2010 im Bundestag.

Bernd Lucke sieht das anders. Er kennt die Alternative. Raus aus dem Euro, zurück zur D-Mark. Und er argumentiert klar, eloquent, mit großer Sachkenntnis. Natürlich ist es mir als Journalist nicht erlaubt, meine Meinung ins Interview zu mischen. Aber Lucke scheint wirklich einen möglichen Ausweg aus dem Euro-Desaster zu kennen.

Die neugegründete AfD lässt aufhorchen. Leider setzt sich in der Folge weder Bernd Lucke noch der Publizist Konrad Adam durch. Die Scharfmacher übernehmen, Alexander Gauland, eindeutig im rechtsnationalen Milieu angesiedelt, führt die Partei ins radikalisierte Abseits.

Heute punktet die AfD nur noch mit rechtsnationalen Protestthemen. Im Milieu der chronisch unzufriedenen fischt sie kräftig den rechten Rand ab, vor allem im Osten.

Was dabei auf der Strecke blieb, ist die Alternative. Vielleicht hätte sie es ja wirklich gegeben – die Alternative zu einem Europa der Gewinner und Verlierer, zu einer krankmachenden Globalisierung mit ihren Wirtschaftskriegen, zum Weiter so, zur Wachstumspolitik, die das Klima und die Umwelt zerstört. Hätte man an eine Alternative geglaubt, müssten sich heute viel-leicht Klimaaktivsten nicht an die Straßen kleben. Ausgerechnet die Alternative hat den Glauben an Alternativen ad absurdum geführt. Das ist die eigentliche Schande der AfD und der Verrat an Bernd Lucke.