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Mutter sein dagegen sehr.

15.05.2023

"Würdest Du es nochmal so machen?", frage ich meine Frau am Muttertag. Wir haben vier Kinder und 14 Enkel. Ehrlich: Wenn ich damals geahnt hätte, was auf mich zukommen würde, nein. Es ist einfach unmöglich, allen Anforderungen gerecht zu werden, wenn Frau nicht auf der Strecke bleiben will.

Im Gottesdienst verteilen die Kinder Schoko-Herzen an alle Mütter, die aufgestanden sind. Ein paar Frauen bleiben sitzen. Ich schaue in ihre Gesichter und sehe nur Traurigkeit. Leere Blicke.

Am Nachmittag treffen wir unseren ältesten Enkel Noah in der Kneipe zum Spiel VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen. Noah kommt herein und übergibt seiner geliebten Oma ein Blumen-sträußchen. Er kommt direkt vom Friedhof, wo er seiner Mutter, unsrer jüngsten Tochter Blumen aufs Grab gestellt hat. Vorher war er beim Muttertags-Brunch mit der Familie seines Vaters.

Mutter sein. So viele Facetten. So viel Glück, so viele Sorgen, soviel Leid. Warum in alles in der Welt tun Frauen sich das an? Ein Kind zu bekommen, birgt für Frauen das größte Armutsrisiko überhaupt, jede dritte Alleinerziehende bezieht Bürgergeld. 40% verdienen Frauen in West-deutschland mit Kindern durchschnittlich im Laufe ihres Lebens weniger als jene Frauen ohne Kinder.

Mutter zu werden, das ist Dialektik pur. Und vielleicht ist gerade das das Schönste daran. Mit jedem Gefühl lernt man sich selbst besser kennen. Jede Falte im Gesicht steht ja auch für die einzigartige Nähe zwischen Mutter und Kind.

Es gibt doch auch im Leben mit Kindern nicht nur die schwierigen Emotionen. Dazu kommen ganz viel Fröhlichkeit, Stärke, Ganzheit, Stolz und – ja – Glück. Daran gilt es zu denken. Nicht nur, aber auch am Muttertag.