Im Grunde genommen.
17.01.2022
Im Grunde genommen sagt er es dreimal in einem Satz. Im Grunde genommen meine ich. Als ich noch jedem sprachlichen Schwachsinn aufgesessen bin, sagten wir immer ein Stück weit. Ein Stück weit hast Du recht. Aber das gehört zu meinem persönlichen Narrativ. Entschuldigung, das war jetzt ein Stückweit zu intellektuell im Grunde genommen. Und eigentlich ist im Grunde genommen Alder nur durch Digger ersetzt worden. Zumindest ein Stück weit. „Wie geht es Dir?“ duldet nur eine Antwort: „Alles gut“. Ob wohl fast alles nicht gut ist. Geil, das lange in seiner Doppeldeutigkeit unsere Kommunikation beherrscht hat, ist im Grunde genommen fast verschwunden. Mega und Acro haben es ersetzt. Am Ende des Tages werden wir sehen, was sich durchsetzen wird. Nicht wirklich, fürchte ich. Dafür ist die neue sprachliche Challange „Da bin ich ganz bei Dir“. Und wenn das nicht gelingt, dann „Hole ich Dich da mal ab.“ Damit auch du liefern kannst. Wo ich Dich abhole und was du wohin liefern kannst bleibt im Grunde genommen ein Stückweit im Dunkeln. Out of the Box sozusagen. Denn sprachlich zahlt man immer auf etwas ein – man geht den Influencern in die Falle, indem man papageiengleich alles nachplappert – und sei es der größte nichtssagende Mist. „Hello in the Round“ ist der Titel eines Buches, das sich mit der Sprache in den heutigen Digitalkonferenzen beschäftigt. Bzw. was gerade sprachlich geboostert wird. Kaufen sie das Buch nicht - denn bis dahin ist es schon wieder out of the Box. Out now! Sozusagen. Das ist eben nice – und wenn es in mein Narrativ passt – it made my day. Man kann Begriffe auch umdeuten. Aus einer handfesten Demo wird ein harmloser Spaziergang. Ich kann nur raten: rennt nicht jedem neuen sprachlichen Mist hinterher. Und geht spazieren und demonstrieren – ohne Etikettenschwindel. Nur so bleibt ihr tatsächlich ein Stück weit glaubwürdig. Im Grunde genommen.