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Gnade für die Welt.

28.01.2021

Ein Song aus den 80iger Jahren geht mir ständig im Kopf herum. „Gnade für die Welt“ heißt er. Als Jugendlicher habe ich ihn oft gesungen. Gnade für Politiker, Gnade für Opfer, Gnade für alle, die leiden. Dieser Wunsch nach Gnade für die Welt passt sehr gut zur sogenannten Jahreslosung 2021 der Evangelischen Kirchen. „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Him-mel barmherzig ist“, ein Satz, der Jesus Christus zugeschrieben wird.

„Die Leute verlieren den Verstand“ titelt die Zeitung Welt angesichts der Straßenschlachten in Holland. Wir leben in einem Ausnahmezustand und die Nerven liegen blank. Von einem gnädigen oder gar barmherzigen Umgang miteinander, zu Beginn der Pandemie noch zu be-obachten, sind wir inzwischen meilenweit entfernt. Ich habe noch den Satz unseres Gesund-heitsministers Jens Spahn im Ohr: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel ei-nander verzeihen müssen.“ Jetzt sind wir ein paar Monate weiter. Und von Verzeihen keine Spur. Auch nicht von Gnade und Barmherzigkeit. Kampf um den Impfstoff. Harsche Kritik an den Einschränkungen. Gerangel um die Impfungen und der damit erhofften Privilegien. „America first“ und „Ich zuerst“. Unbarmherzig gehen wir miteinander ins Gericht. Denunzie-ren, verurteilen, klagen an. Man muss Politik hinterfragen dürfen. Wenn wir dabei allerdings den Menschen übersehen, der in bester Absicht und bestem Bemühen auch Fehler macht, weil er nicht untätig ist, sondern handelt, dann wird unsere Gesellschaft und unser Umgang miteinander unmenschlich. Darum, 2021 ganz besonders: Seid barmherzig. Gnade für die Welt.