Ein Kinderbuchautor arbeitet seine Lebensgeschichte auf.
28.08.2025
Das SAMS kennt jeder. Die rüsselnasige und blaugepunktete Figur hat Generationen von Kin-dern in seinen Bann gezogen. Der Autor von Sams, Paul Maar, ist inzwischen 87. Und im Alter hat er sich einem anderen Thema zugewandt als lustigen Kinderbüchern: Vor 5 Jahren hat er ein Buch über seine Kindheit veröffentlicht, das vom frühen Tod der Mutter und einem ignoranten, brutalen Vater handelt. „Wie alles kam – Roman meiner Kindheit“ hieß das Werk.
Und jetzt kam eine Novelle heraus, die von Lorna handelt.
Lorna lehnt sich an das Leben von Maars Schwester Barbara an. Die fiktive Lorna leidet wie Barbara an einer biopolaren Störung. Der Autor nimmt beängstigende Veränderungen an Lorna wahr. Sie beginnt ein Verhältnis mit einem wildfremden Mann, der sie ausnutzt. Lorna wird aggressiv und beleidigend. „Mir schien es, als hätte sie ihr Gehirn umgestülpt und damit einer anderen Persönlichkeit Zutritt zu ihrem Körper verschafft“, schreibt Maar.
Nachdem Lorna in ihrer WG einen Brand gelegt hat, wird sie in die Psychiatrie eingewiesen. Dort wird sie mit Tabletten ruhiggestellt und gleicht immer mehr einem Zombie.
Mich hat das Buch so aufgerüttelt und verstört, weil ich in meiner eigenen Familie eine bipolare Störung erlebt und durchlitten habe. Mit keinem guten Ausgang.
Paul Maar verarbeitet in der Novelle nicht nur seine eigenen traumatischen Erfahrungen mit seiner Schwester, vielmehr kann man „Lorna“ auch als bittere Kritik an dem damaligen Psychi-atriesystem lesen. Und aus bitterer Erfahrung ergänze ich: auch am heutigen.
Für alle Betroffenen und für alle am Thema Interessierten sehr zu empfehlen: „Lorna“ von Paul Maas, erschienen im S. Fischer Verlag, 112 Seiten kosten 22 Euro.