Zivilcourage im Alltag: Wie wir alle zu mehr Sicherheit beitragen können, © Bild von wal_172619 auf Pixabay
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Zivilcourage im Alltag: Wie wir alle zu mehr Sicherheit beitragen können

30.06.2025

Nicht nur in Großstädten wie Berlin ergeben sich unsichere Situationen nicht ausschließlich im Rahmen von Großdemos, Partys oder Konzerten. Vielmehr begegnen die Menschen ihnen täglich. Ob an Haltestellen, in Zügen oder auf Schulhöfen: Ganz plötzlich kann eine normale Alltagssituation in Gefahr umschlagen.

Doch wie reagieren, wenn jemand bedroht oder angegriffen wird? Viele schauen weg, oft aus Angst oder Unsicherheit. Dabei gibt es durchaus Wege, auch ohne Risiko für die eigene Sicherheit einen Unterschied zu machen.

Zivilcourage zeigt sich nicht in Heldentaten. Es geht um bewusstes Hinsehen, um das Ansprechen Betroffener oder auch das stille Alarmieren Dritter. Die Fähigkeit, in Konfliktsituationen richtig zu reagieren, lässt sich sogar gezielt trainieren.

Verhalten mit Wirkung: Was im Ernstfall wirklich hilft

Bereits kleine Gesten können eine große Wirkung entfalten. Den Blickkontakt mit Betroffenen suchen, laut und deutlich um Hilfe bitten oder gezielt andere Personen ansprechen – all das sind Handlungsstrategien, die sich in Selbstsicherheitskursen bewährt haben.

Anbieter und Organisationen wie die Berliner Polizei, die Berliner Volkshochschulen oder Vereine wie „Zebra e. V.“ bieten regelmäßig praxisnahe Workshops an, in denen Alltagssituationen simuliert und reflektiert werden.

Entscheidend ist, die vorliegende Situation realistisch einzuschätzen und keine unnötigen Risiken einzugehen. Passanten, die sich nicht zutrauen, direkt einzuschreiten, können durch das Anrufen der 110, das Merken von Details oder das Begleiten der betroffenen Person im Anschluss ebenfalls helfen.

Sicherheit professionell unterstützt

Gerade an Orten, die ein erhöhtes Konfliktpotenzial aufweisen, wie etwa Bahnhöfe, Veranstaltungsorte oder in sensible Einrichtungen, wird zusätzlich auf geschulte Kräfte zurückgegriffen. Der Sicherheitsdienst in Berlin setzt beispielsweise auf gezielte Präsenz, Deeskalationstechniken und klare Abläufe, um Sicherheit für alle Anwesenden spürbar zu machen.

Dabei arbeiten viele solcher Dienste auch eng mit Behörden, Veranstaltern und sozialen Trägern zusammen. Auch im Schul- und Sozialbereich wächst der Bedarf an Fachpersonal, das mit schwierigen Situationen professionell umgehen kann. Prävention, Dialogfähigkeit und kulturelle Sensibilität stehen dabei im Fokus.

Alltagstaugliche Prävention: Zuhören, vernetzen, handeln

Nicht jede Form von Unterstützung erfordert auch eine akute Handlung. Menschen, die im Nachhinein für Betroffene da sind, Gespräche anbieten oder den Vorfall melden, leisten bereits einen wichtigen Beitrag. Beratungsstellen wie die Opferhilfe Berlin oder das Berliner Netzwerk gegen Gewalt bieten darüber hinaus ebenfalls niedrigschwellige Unterstützung und informieren zudem über eventuelle rechtliche Möglichkeiten.

In Kiezen, Hausgemeinschaften oder Elternkreisen lässt sich daneben präventiv viel erreichen. Wer sich untereinander kennt, relevante Informationen teilt und sich gegenseitig unterstützt, schafft eine Atmosphäre, in der Gewalt und Ausgrenzung generell weniger Raum haben.

Studien zeigen: Bereitschaft ja, Umsetzung selten

Die Bereitschaft zur Hilfe ist in Deutschland grundsätzlich hoch. Laut einer Untersuchung der Universität Jena fühlen sich rund 90 Prozent der Befragten dazu bereit, in bedrohlichen Situationen einzugreifen – doch tatsächlich handeln im Ernstfall nur circa 30 Prozent.

Die häufigsten Gründe dafür bestehen in Unsicherheit über das richtige Verhalten, Angst vor Eskalation oder der Annahme, dass „schon jemand anderes hilft“. Solche Denkblockaden lassen sich allerdings durch gezielte Schulungen und einen offenen Austausch abbauen. Gerade in Städten mit hoher Anonymität ist es hilfreich, die passenden Handlungsmöglichkeiten zu kennen und zu lernen, die Gefahren richtig einzuschätzen.

Sicherheit entsteht im Miteinander

Zivilcourage lässt sich lernen und im Alltag anwenden – ganz ohne Risiko und ohne Pathos. Wer hinschaut, mitdenkt und gegebenenfalls Unterstützung einholt, trägt aktiv zu einem sicheren Umfeld für sich selbst und seine Mitmenschen bei.

In Kombination mit professionellen Strukturen wie Polizei oder Sicherheitsdiensten entsteht so ein Zusammenspiel, das die Gemeinschaft stärkt und Ängste reduziert.

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