Wer profitiert wirklich vom Streaming und welche Rolle spielt das Radio noch?, © Image by Karolina Grabowska from Pixabay
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Wer profitiert wirklich vom Streaming und welche Rolle spielt das Radio noch?

01.10.2025

Streaming hat die Art, wie wir Musik hören, grundlegend verändert. Mit einem Klick steht Ihnen fast jedes Lied zur Verfügung, Playlists passen sich an Ihre Vorlieben an, und Empfehlungen scheinen Ihren Geschmack genau zu treffen.
Bequemer war Musik noch nie. Doch hinter dieser neuen Freiheit steckt eine entscheidende Frage: Wer profitiert wirklich von diesem Modell – und welche Bedeutung hat das klassische Radio heute noch?

Globale Plattformen, regionale Grenzen

Auf den ersten Blick wirkt Streaming grenzenlos. Egal ob Pop aus Korea, Jazz aus New York oder Indie aus Berlin – alles scheint verfügbar. Doch in Wahrheit steckt dahinter ein kompliziertes System von Lizenzverträgen. Rechte werden Land für Land ausgehandelt.

Radio tickt hier völlig anders. Es arbeitet innerhalb klarer nationaler Regeln und sendet für eine bestimmte Region. Der Katalog mag kleiner sein als beim Streaming, aber dafür weißt du: Das Programm ist lizenziert, verlässlich und ohne Umwege erreichbar.

Viele Hörerinnen und Hörer wundern sich, warum Musik, die weltweit geteilt wird, plötzlich an Landesgrenzen endet. Manch einer versucht, diese Schranken technisch zu umgehen. Spätestens dann stößt man auf den Begriff was eine VPN Verbindung ist.

Damit wird dein Internetverkehr so umgeleitet, dass es aussieht, als würdest du aus einem anderen Land zugreifen. Für die Künstler ändert sich dadurch zwar nichts, für dich als Nutzer kann es aber der Schlüssel sein, um Inhalte trotz Blockaden zu erleben.

Wer kassiert beim Streaming?

Das Geschäftsmodell klingt simpel: Du zahlst einen monatlichen Beitrag, und dafür gibt es unbegrenzten Zugriff. Doch die Verteilung dieser Einnahmen ist alles andere als gleichmäßig. Die Plattformen selbst und die großen Labels sichern sich den größten Teil. Für kleine Künstlerinnen und Künstler bleiben oft nur Bruchteile von Cents pro Stream.

Das führt zu einer paradoxen Situation: Während ein internationaler Superstar Millionen mit Streams verdient, kämpfen Nachwuchsbands trotz tausender Klicks ums Überleben. Und trotzdem – Streaming kann Karrieren beflügeln. Ein einziger Song in einer gefragten Playlist reicht manchmal, um eine unbekannte Band ins Rampenlicht zu katapultieren.

Was Radio einzigartig macht

Trotz Spotify, Apple Music und all der Streaming-Riesen ist das Radio immer noch da – hartnäckig wie ein Lieblingspulli, den man einfach nicht wegwerfen will. Viele schalten es täglich ein: morgens im Auto im Stau, im Büro als Hintergrundmusik oder abends in der Küche, wenn das Nudelwasser kocht.

Der Unterschied liegt auf der Hand: Beim Streaming entscheiden Algorithmen, welche Songs laufen. Im Radio dagegen wählen echte Menschen die Musik aus. Redakteure stellen Playlists zusammen, Moderatorinnen geben Tipps – und genau dadurch bekommt das Programm Charakter. Oft stößt man so auf Titel, die man nie selbst gesucht hätte, die aber genau im richtigen Moment passen.

Radio ist außerdem unkompliziert. Du musst keine Playlist erstellen oder dich entscheiden. Einschalten genügt, und schon begleitet dich ein vertrautes Programm. Gerade diese Verlässlichkeit macht für viele den Reiz aus.

Musik als Gemeinschaftserlebnis

Streaming ist privat, fast intim. Jeder hört für sich, jeder stellt sich seine Welt zusammen. Radio dagegen schafft ein Gemeinschaftsgefühl. Wenn ein Hit läuft, hören ihn Tausende gleichzeitig. Dieses gleichzeitige Erleben erzeugt eine besondere Verbindung – ein Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.

Dazu kommt: Lokale Sender geben auch kleineren Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne. Ein Interview im Studio, ein Auftritt bei einem Radiokonzert oder die Vorstellung einer neuen Single – all das bringt Musiker näher an ihr Publikum. Solche Momente gehen in der Masse globaler Streams oft unter.

Und vergessen wir nicht die emotionale Ebene: Ein bestimmter Song im Radio kann Erinnerungen wecken, Gespräche anstoßen oder einfach die Stimmung eines ganzen Tages prägen.

Zwei Welten, die sich ergänzen

Die Frage, ob Streaming das Radio irgendwann ablösen wird, greift zu kurz. Beide haben ihre Stärken – und ihre Schwächen. Streaming ist flexibel, individuell und international. Radio ist lokal, vertraut und gemeinschaftlich.

Die meisten Musikfans nutzen sowieso schon meist beides. Sie hören Playlists, wenn sie unterwegs sind oder fokussiert arbeiten wollen. Und sie schalten das Radio ein, wenn sie sich informieren, überraschen oder einfach begleiten lassen möchten.

Spannend bleibt, wie sich die Bezahlung entwickeln wird. Immer mehr Stimmen fordern faire Modelle, die auch kleinen Künstlern zugutekommen. Denn nur dann bleibt die Vielfalt erhalten, die Musik lebendig macht.

Fazit

Manchmal will man einfach die volle Kontrolle: eigene Playlists, neue Songs auf Knopfdruck, alles sofort verfügbar. Dann ist Streaming perfekt. Aber es gibt auch diese anderen Momente – wenn eine Moderatorenstimme Sie überrascht, ein Lied zufällig passt oder eine lokale Band im Radio gespielt wird, von der Sie noch nie gehört haben. Genau das kann Streaming nicht ersetzen.

Vielleicht ist das die eigentliche Stärke: Wir müssen uns gar nicht entscheiden. Sie nehmen sich vom Streaming, was Sie brauchen, und lassen sich vom Radio tragen, wenn Sie nichts planen wollen. Zwei Wege, die Musik zu genießen – beide haben ihren Platz. Und am Ende zählt nicht, woher der Sound kommt, sondern dass er Sie erreicht.