Die Ethik der Technik
Von der Seele reden
28.08.2025
Von der Seele reden – der Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller, Politik- und Medienwissenschaftler und Vorstand der „Stiftung: Christliche Werte leben“.
Jeden Donnerstag um 20:45 Uhr im Radio und bereits vorab hier den ausführlichen Kommentar online hören. Mehr Infos zur Stiftung auf www.christlichewerteleben.de
Die Ethik der Technik
Viele von uns schwärmen von den schier unbegrenzten Möglichkeiten, die sich durch die stets wachsende Menge an Wissen ergeben. Sie malen leuchtende Visionen an den Horizont. Nicht alles Wissen aber muss auch angewendet werden. Jedes Wissen kann sich seine Anwendung vorbehalten. Diese bewusste Einschränkung aber scheint nicht für die technischen Möglichkeiten zu gelten. Diese unterliegen einer ständigen Weiterentwicklung, die vom Markt erzwungen wird.
Wir genießen den Komfort moderner Technologien und das ist auch gut so, aber wir geraten möglicherweise in eine verhängnisvolle Abhängigkeit von den Maschinen: Wir leben mit den Maschinen, die uns am Leben erhalten. Und es ist durchaus denkbar, dass sie irgendwann völlig ohne uns auskommen und sich aus dieser Zweckgemeinschaft lösen, um ihrer eigenen Wege zu gehen – so etwas kommt auch in der Natur vor.
Die ethische Problematik stellt sich heutzutage stärker als früher im Zusammenhang mit der ausgedehnten Verfügungsmacht des Menschen über die Umwelt und über die "Natur", aber auch mit den neuartigen Manipulations- und Zugriffsmöglichkeiten zum Leben, auch zum menschlichen Leben selbst. Durch die technologisch bis ans Ungeheuerliche grenzenden Wirkungsmöglichkeiten des Menschen entsteht auch für die ethische Orientierung eine neue Situation. Diese erfordert z. T. neue Verhaltensregeln - und damit neue Verhaltensregelungen.
Der in Uruguay geborene Rafael Capurro war bis 2009 Professor für Informationswissenschaft an der Hochschule der Medien Stuttgart und hat meines Erachtens Einstellung und Umgang mit den Informationsmedien sehr treffend beschrieben:
„Wir sollten ethisch der Versuchung widerstehen, aus dem Computer einen Fetisch zu machen. Wir sollten das (Schlag-) Wort von der `künstlichen Intelligenz` ernst nehmen, das heißt, uns vor einer schnellen Pseudoidentifikation mit unserem `zweiten Selbst` hüten und die Andersartigkeit dieser `Intelligenz`, die wir selbst geschaffen haben, anerkennen und, was ethisch entscheidend ist, sie auch zu nutzen wissen. (…) Wir sollten (aber) weiterhin versuchen, selbst zu denken. Das heißt, dass wir uns der `anderen` Intelligenz im Hinblick auf unsere Entscheidungen bedienen sollten, anstatt uns `einfach` auf sie zu verlassen.“
Ich wünsche Ihnen eine Woche vieler Informationen, aber bitte bleiben Sie Sachen Medien besonders achtsam.