Eigenes Beauty-Label gründen – so sorgen Sie für Qualität, sparen Kosten und vermeiden rechtliche Fallen
25.07.2025
Der Markt für Naturkosmetik wächst seit Jahren deutlich – laut verschiedenen Branchenschätzungen liegt der Umsatz in Deutschland inzwischen im Milliardenbereich. Während große Marken ihre Marktanteile behaupten, drängen kleine Indie-Labels mit kreativen Ideen auf den Markt. Doch wie startet man eigentlich ein eigenes Kosmetiklabel ohne riesiges Startkapital? Welche rechtlichen Fallstricke lauern bei Rezeptur, Verpackung und Vertrieb? Und wie gelingt es, hohe Qualität zu liefern, ohne selbst ein Labor zu betreiben? Dieser Artikel beleuchtet die praktischen Wege.
Qualität von Anfang an sichern spart Ärger und Kosten
Viele Start-ups im Beautybereich begehen denselben Fehler: Sie unterschätzen die Bedeutung konsequenter Qualitätssicherung ab der ersten Produktionscharge. Besonders bei Produkten, die direkt auf die Haut gelangen, ist jeder Inhaltsstoff entscheidend. Wer hier spart oder auf halbprofessionelle Rezepte aus Internetforen setzt, riskiert nicht nur Rücksendungen, sondern vor allem Kundenbeschwerden und im schlimmsten Fall eine Anzeige wegen mangelhafter Produktsicherheit.
Erfahrene Gründerinnen verlassen sich deshalb häufig auf einen spezialisierten Lohnhersteller in der Kosmetik, der mit geprüften Verfahren produziert und dabei auch auf regulatorische Vorgaben achtet. Diese Hersteller liefern nicht nur fertige Cremes, Seren oder Masken, sondern unterstützen häufig bereits bei der Rezepturentwicklung – inklusive Stabilitätsprüfung, Sicherheitsbewertung und der EU-konformen Deklaration. So wird aus einer Idee ein verkaufsfähiges Produkt, das den Namen „Made in Germany“ verdient.
Verpackung und Design entscheiden über den ersten Eindruck
Kein Produkt verkauft sich ohne ansprechendes Äußeres. Gerade im Kosmetikmarkt zählt die visuelle Identität fast ebenso viel wie der Inhalt. Potenzielle Kundinnen und Kunden entscheiden oft innerhalb weniger Sekunden, ob ein Produkt in den Warenkorb wandert oder nicht. Dabei geht es nicht nur um Farbwahl und Logo, sondern auch um Haptik, Funktionalität und Wiedererkennungswert.
Verpackung sollte nicht nur schön sein, sondern auch praktisch, ökologisch durchdacht und gesetzeskonform. Laut der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) sind alle Hersteller verpflichtet, ihre Verpackungen zu lizenzieren und recyclingfähig zu gestalten. Wer dies ignoriert, riskiert Bußgelder und Vertriebsverbote. Besonders wichtig ist außerdem die Wahl des richtigen Materials. Pumpspender, Glastiegel, Airless-Dispenser – die Auswahl ist groß und will strategisch getroffen werden.
Rechtliche Absicherung ist keine Kür, sondern Pflicht
Ein eigenes Label bedeutet nicht nur Kreativität, sondern auch Verantwortung. Der rechtliche Rahmen im Kosmetikbereich ist umfangreich und detailliert. Viele Gründer übersehen, dass sie für jedes einzelne Produkt persönlich haften – auch dann, wenn sie nicht selbst produzieren. Eine falsche Deklaration, eine nicht nachgewiesene Konservierung oder eine unzulässige Werbeaussage kann hohe Geldstrafen nach sich ziehen.
Sogar der Begriff „Anti-Aging“ ist laut Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs nur zulässig, wenn die versprochene Wirkung auch wissenschaftlich belegt ist. Wer etwa behauptet, seine Creme straffe die Haut sichtbar, muss dies durch eine Studie oder ein Gutachten nachweisen können. Reine Behauptungen gelten als Irreführung nach §5 UWG. Ebenso müssen kosmetische Produkte in das CPNP-Portal der EU eingetragen werden. Ohne diese Registrierung darf keine Ware legal verkauft werden.
Vertriebskanäle clever wählen und skalieren
Der schönste Tiegel nützt wenig, wenn niemand davon erfährt. Der Vertrieb entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg eines Labels. Viele Gründer setzen auf den eigenen Onlineshop – ein logischer Schritt, aber nicht immer der erfolgreichste. Plattformen wie Amazon, Etsy oder Douglas Marketplace bieten höhere Sichtbarkeit, verlangen aber auch Marge und hohe Produktstandards. Der Einstieg in stationären Einzelhandel gelingt meist nur über Vertriebspartner oder Handelsmessen.
Auch Social-Media-Marketing gewinnt zunehmend an Bedeutung. Laut Statista gaben 68 Prozent der befragten Konsumenten 2023 an, mindestens ein Kosmetikprodukt über eine Instagram-Anzeige entdeckt zu haben. Influencer-Marketing ist dabei kein Luxus mehr, sondern Standard. Allerdings unterliegt auch dieses Medium strengen Regeln. Werbung muss klar als solche gekennzeichnet sein, sonst drohen Abmahnungen. Eine glaubwürdige Produktstory ist Pflicht, ebenso wie authentische Bildwelten.