Camping galt lange Zeit als entbehrungsreiches Urlaubsformat: Bescheidene Sanitäranlagen, wenig Platz und nennenswerten Service gibt es in der Regel auch nicht. Trotzdem hat der naturnahe Urlaub an idyllischen Plätzen viele Fans. Und deren Zahl dürfte in Zukunft kräftig steigen. Grund dafür ist das sogenannte “Glamping”, eine ausgesprochen luxuriöse Variante des klassischen Campings.
Campingplätze verzeichnen steigende Übernachtungszahlen
Mit der Familie auf dem Campingplatz grillen, statt Cocktails an der Hotelbar schlürfen: Für viele Urlauber ist das Ferienalltag. Wer einmal mit dem Camping-Virus infiziert ist, kann sich Urlaub oft gar nicht mehr anders vorstellen. Auf vielen Plätzen treffen sich jedes Jahr alte Bekannte. Geselligkeit, Natur und Freiheit sind die wesentlichen Vorzüge des Campingurlaubs, die immer mehr Reisende zu schätzen wissen. Allein für das Jahr 2015 zählt der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD) über 29 Millionen Übernachtungen – ein Plus von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist nicht überraschend, denn das Reiseformat wird immer günstiger. Ein Wohnmobil muss man nicht mehr kaufen, man kann es längst mieten: Hauptstädter, die der Großstadtluft kostengünstig entkommen wollen, können beispielsweise über spezialisierte Internetplattformen ein Wohnmobil direkt in Berlin mieten.
Glamping seit dem 16. Jahrhundert
Manche Wohnmobile sind bereits regelrechte Mini-Luxusapartments. Wer auch auf dem Campingplatz nicht auf gewohnte Standards verzichten möchte, steuert mit seinem Haus auf Rädern spezielle “Glamping-Plätze” an. Dort gibt es alle Camping-Vorzüge – plus 24-Stunden-Service, Pool, Saunen und/oder Gourmetköchen. Wirklich neu ist das “Glamping” jedoch nicht: Während die Deutschen den Trend gerade erst entdecken, “glampt” der Rest Europas schon seit einigen Jahren auf den Spuren schottischer Adeliger. Bereits im 16. Jahrhundert schuf der Herzog von Atholl anlässlich eines Jagd-Besuchs von König James V. ein luxuriöses Glamping-Areal mitten in den schottischen Highlands. Der Begriff “Glamping” tauchte allerdings erst Jahrhunderte später auf – nämlich im Jahr 2005. Seither rüsten immer mehr Campingplatz-Betreiber ihre Plätze nach Glamping-Standards auf – in Deutschland sind es bisher 13. Jeroen Callewaert von der Online-Plattform Vacansoleil erklärt in diesem Artikel auf Spiegel Online, dass beispielsweise jeder Platz, der auf der Website gelistet ist, einen Pool haben muss. Da die deutschen Betreiber nur zögerlich in den Ausbau ihrer Plätze investieren, sei “Glamping” hierzulande noch immer “ein Nischenprodukt”. Ganz anders im restlichen Europa: Dort gibt es schon über 450 Glamping-Plätze. Zum Glück lässt sich das “Wohnmobil” wörtlich nehmen: Wer in Deutschland keinen Luxusplatz findet, schaut bei unseren Nachbarn vorbei. Und wem “Glamping” zu abgehoben erscheint, der steuert einfach einen traditionellen Campingplatz an.
Bildrechte: Flickr Urlaub in Holland mit dem Wohnmobil Marco Verch CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten