
Unser System kommt an seine Grenzen
Von der Seele reden
11.12.2025
Von der Seele reden – der Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller, Politik- und Medienwissenschaftler und Vorstand der „Stiftung: Christliche Werte leben“.
Jeden Donnerstag um 20:45 Uhr im Radio und bereits vorab hier den ausführlichen Kommentar online hören. Mehr Infos zur Stiftung auf www.christlichewerteleben.de
Unser System kommt an seine Grenzen
Immer mehr Menschen in Deutschland haben kein richtiges Zuhause mehr. Für das Jahr 2021 ermittelte die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) noch 383.000 Wohnungslose. Drei Jahre später ist die Zahl auf 1.029.000 gestiegen. Trotz dieser dramatischen Entwicklung wird das Problem kaum in der Öffentlichkeit, aber auch leider nicht in der Politik diskutiert. Im Stadtbild sind die Wohnungslosen noch wenig sichtbar, weil sie meistens nicht direkt auf der Straße landen, sondern in Notunterkünften oder Übergangswohnheimen unterkommen. Als wohnungslos gilt, wer keinen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum hat.
Dass diese Zahl sich in drei Jahren fast verdreifachte, hat mehrere Gründe: Vor allem die gierigen – für viele Menschen unbezahlbaren – Mieten und der erhöhte Wohnungsbedarf durch den Ukraine-Krieg und die Fluchtbewegungen aus Gründen der Bedrohung in manchen Staaten, aber vor allem durch die Flucht vor schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen. Das wir in Sachen Migration anders und sehr viel restriktiver verfahren müssen, hat auch die Politik erkannt. Welche Folgen Mieten und Wohnungsnot aber für unsere sozial schlecht gestellten Menschen, zu den vielerorts Rentner/innen gehören, die 40 Jahre gearbeitet haben, wird nicht problematisiert. Diese Situation ist eine Schande und beweist, dass unsere Politik keine Kürzungen in den Soziallleistungen vornehmen darf. Stattdessen müsste sie endlich Hauseigentümer daran erinnern, dass Eigentum auch die Verpflichtung nach unserer Verfassung mit sich bringt, der Allgemeinheit zu dienen. Wenn das nicht passiert, wie wir es zurzeit erleben, kann enteignet werden. Zuvor kann die Politik aber sehr viel mehr tun in Sachen Mietpreisbeschränkungen, was aber mit Herrn Merz offenbar nicht möglich scheint. Hinzu kommt, dass wir sehr viel schneller und intensiver neue Sozialwohnungen aus dem Boden stampfen müssen. Wer unsere Menschen, die ohne eigene Schuld obdachlos werden, im Regen stehen lässt, muss sich nicht wundern, dass diese den rechten und linken Widerlingen in die Hände fallen.
Lassen Sie uns an Weihnachten auch an die denken, die im übertragenen Sinne wieder in Scheunen leben müssen.
Ich wünsche Ihnen eine nachdenkliche Woche in Achtsamkeit.