Wohin mit dem Frust?
09.06.2020
Die ganze Welt ist in eine Depression gefallen. Und der Frust, der damit einhergeht, muss raus. Zuerst waren es die Jugendlichen, die mit Greta Thunberg gegen die Klimakatastrophe auf die Straße gingen. Sie wurden abgelöst durch die Kritiker des Corona-Krisen-Managements.
Und seit zwei Wochen sind die Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA und in der ganzen Welt dazu gekommen. Inzwischen ist es relativ schwer zu erkennen, wer da eigentlich gegen wen oder was auf die Straße geht. Der allgemeine Frust über die Wirklichkeit, die man so nicht akzeptieren will, bricht sich Bahn. Dass gewaltfrei demonstriert werden darf, ist ein hohes Gut des Rechtsstaates.
Jede Bürgerin, jeder Bürger einer Demokratie hat das Recht, seine Meinung auszudrücken. Fatalerweise werden bei diesen Demonstrationen die Abstandsgebote wegen Covid 19 überwiegend vernachlässigt. Die Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt seien wichtiger als die Bekämpfung des Virus, so hört man es von Vielen. Ich meine, dass man das Eine nicht gegen das Andere aufrechnen darf.
Wie fatal die inkonsequente Bekämpfung der Corona-Pandemie ist, kann man derzeit in vielen Staaten se-hen. Im Iran beispielsweise ist jetzt schon die zweite Welle der Infektionen auf dem Vor-marsch. In den armen Ländern Südamerikas und Afrikas gibt es fatale Steigerungsraten bei den Todesfällen. So sehr sich beispielsweise die Behörden in Deutschland bemühen, die Ab-standsregeln bei Großdemonstrationen anzumahnen und zu prüfen – die Erfahrungen des letzten Wochenendes zeigen, dass dies nicht durchzusetzen ist. Der dringende Appell an alle, die ihrer Meinung Gehör verschaffen wollen: Achten sie im eigenen Interesse und im Interesse aller darauf, dem Virus nicht einen Nährboden für eine weitere massenhafte Verbreitung zu geben.