Wir haben die Ukraine verraten.
15.03.2022
Ich kann die Ukrainerinnen verstehen. Ihr Vorwurf an Deutschland, lange untätig gewesen zu sein, trifft ins Mark. Wenn man geschichtlich denkt, hat dieser Krieg gegen die Ukraine einen langen Anlauf. Wir haben Putin unterschätzt. 1990: Der Westen erklärt Gorbatschow, dass sich die NATO nicht weiter nach Osten ausdehnen werde. Die Grenze zwischen Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik ist die rote Linie. In der Folge kommt ein Land nach dem anderen zur Nato. Das Baltikum, Polen, Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Tschechien, Un-garn. Mit der Ukraine wäre die NATO bis auf 840 KM Luftlinie an die russische Hauptstadt herangerückt. Der Westen ist mehrfach wortbrüchig geworden.
Gleichzeitig zieht Vladimir Putin seine blutige Spur durch die ehemaligen Sowjetrepubliken und durch die ganze Welt. 10 Jahre Krieg gegen Tschetschenien, grausamst geführt, 80.000 Opfer. Sogenannte Antiterroroperationen auch in Inguschetien, in Dagistan, in Kabardino Bal-karien. Es folgte Georgien. Der Westen ließ Russland all diese Waffengänge durchgehen. Ne-benbei engagierte sich Russland militärisch in Syrien an der der Seite von Assad, in Mali und in der Zentralafrikanischen Republik. 2014 annektiert Russland die Krim, russische Komman-dos besetzen Städte im Donbass. Der Westen – und damit auch Deutschland – schweigt und treibt seine Wandel-durch-Handel-Politik mit dem Kriegstreiber Putin weiter. Das ist unsere Schuld gegenüber der Ukraine, die jetzt einen gewaltigen Blutzoll dafür zahlen müssen, dass wir dem Tyrannen nicht früher in den Arm gefallen sind. Im Gegenteil: Wir ließen Gerhard Schröder einen Vertag nach dem anderen mit Gazprom aushandeln.