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  • Mahler Meint
  • Kommentar

Unter Sauriern

10.11.2021

Gestern war ich im Museum. Eigentlich wollte ich nur meine Räder wechseln, von Sommer auf Winter. Und sah mich unversehens in meiner BMW-Niederlassung unter Dinosauriern. Alle hochglanzpoliert, die PS-Zahlen und Verbrauchswerte trieben mir die Tränen in die Augen. Ein kleines Männchen fuhr gerade mit einem elend langen, glänzend aufpolierten 8er BMW vor. Ich, bekennender Auto-Fan vergangener Zeiten, habe gemerkt, dass sich hier eine Branche krampfhaft gegen den drohenden Untergang zu stemmen versucht. Verbrenner mit absurder Leistung trotz drohendem Tempolimit, Plug-in Hybride, die nachgewiesenermaßen umwelt-mäßig zum Schlimmsten gehören, was derzeit produziert wird und Stromer, die riesengroß sind und Unmengen an Energie während der Produktion und auch im Verbrauch generieren. Auf einmal hatte ich das Gefühl, im falschen Film zu sein. Ich befand mich auf der Titanic und sah einen ganzen Industriezweig und auch die Konsumenten tanzen, während das Schiff sinkt. Offensichtlich will niemand wahrhaben, dass Mobilitätswende viel mehr bedeutet, als vom Verbrenner auf den Stromer umzusteigen. Und das Aufkommen des Individualverkehrs nicht zu verringern. Ich habe absolutes Verständnis für alle Arbeitnehmer, die mit diesem Industriezweig ihr tägliches Bort verdienen. Aber gerade dann, wenn man ihnen helfen will, durch die Krise zu kommen, muss ein radikales Umdenken her. Die Aufgabe heißt: wie kann eine Mobilitätswende aussehen, die uns eine mobile Zukunft garantiert? Schmerzhaft lernen das viele Konzerne jetzt, weil schon der Umstieg auf E-Mobilität Arbeitsplätze kostet. Aber, liebe Freunde, das ist erst der Anfang. Jedem sein Auto – das ist Vergangenheit. Wie auch immer die Antriebstechnik aussehen mag.