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Konstantin Wecker – Held mit Schlagseite.

23.12.2025

Wie habe ich diesen Mann bewundert – für seinen Mut, seinen Antifaschismus, sein wildes, ungezähmtes Piano, seine Kraft, seine Liebe zur Gerechtigkeit. Es gab nur einen – den Münchner Konstatin Wecker. „Willy“ war eine der Hymnen von uns 68igern – wer nicht genießt, wird ungenießbar mein Lied gegen alle Spießer – auch die linksliberalen unter ihnen. „Ich weiß, ihr hättet mich sehr gerne redlich, reif und situiert, lasst euren Käse reifen ich bleib lieber weiter unkastriert.“ Ja, das war was für den Günter der Friedensbewegung, der Studentenrevolte, gegen alle Angepasstheit.

Das Bild des Heiligen hat Risse bekommen. Wecker stürzte ab, konsumierte sage und schreibe 1 Kilo Kokain in einem Jahr, häufte im selben Zeitraum 3 Millionen Schulden auf, gab in dieser Zeit 60 Konzerte und drehte zwei Filme. Einige Theaterauftritte kamen auch dazu. Unglaublich und unvorstellbar.

„Sage nein“ wurde 2024 die Hymne der deutschen MeToo Bewegung. Urheber des Songs: Konstantin Wecker. In seiner Absturzzeit war der 63-jährige Wecker, rechtskräftig verurteilt zu 2 Jahren und 8 Monaten Knast, mit einer 15-Jährigen zusammen. Eindeutig: das ist Kindes-missbrauch. Ausgerechnet vom Gewissen der Nation.

Die Kulturszene ist ratlos. Soll man Wecker jetzt die verliehenen Preise für seinen Kampf gegen Missbrauch, für Gerechtigkeit und Menschenwürde aberkennen? Ja, Wecker ist tief gefallen. Er weiß das und er bereut über 265 Seiten in seinem Buch „Der Liebe zuliebe“. Er ist geläutert – und er wird bezahlen. Das Sakrament wirkt unabhängig vom Amtsträger. Die Sünden der Heiligen trösten uns mehr als ihre Tugenden. Und: Die Texte von Wecker bleiben wahr – auch wenn er seine hohen Ideale nicht leben konnte. Ich bewundere Dich nach wie vor Konstantin. Nicht zuletzt für deine Aufrichtigkeit. Das hilft mir mehr als die angebliche Unfehlbarkeit der Heuchler mit ihren Leichen im Keller.