Mahler meint am 03.03.2015
Klar, die Nachrichtenlage ist heute so, dass die Empörung über die Nicht-Verurteilung von Sebastian Edathy die Schlagzeilen beherrscht. Wer aber glaubt, dass Boris Nemzow vergessen wird, nur weil die nächste mediale Sau durchs Dorf getrieben wird, der irrt.
Heute wird Boris Nemzow beerdigt. Aber Gras wird hoffentlich lange nicht über den Mord am gefährlichsten Oppositionspolitiker Russlands wachsen. Zu offensichtlich, zu rätselhaft, zu eindeutig und zu ungeklärt ist der Fall. Die Lebensgefährtin, das 23 jährige Top Modell Ganna Durizka aus der Ukraine, durfte inzwischen ausreisen. Es bestand ein Anfangsverdacht, auch ein Mord aus Eifersucht wurde nicht ausgeschlossen. Ablenkungsmanöver? Inzwischen verdichten sich die Gerüchte, dass russische Nationalisten Nemzow liquidiert haben – weil er offen Putins Ukraine-Politik kritisiert hatte – wenige Stunden vor der Hinrichtung. Nemzow sei der Drahtzieher der Revolution in Moskau nach dem Vorbild des Maidan in Kiew, so lauten die Vorwürfe.
Klar ist: Russland und ihr Präsident Putin brauchen eine starke Opposition, die den großen Teil der russischen Bevölkerung repräsentiert, der durch Boris Nemzow repräsentiert wurde. Sonst gleitet das Land in die Radikalität ab, sonst werden die geopolitischen Bedrohungen zwischen Ost und West eskalieren. Die bange Frage ist nur, wer Nemzow als starken Oppositionsführer ersetzen wird. Und ob der Mord die Opposition einen oder entzweien wird. Schicksalhafte Tage für Russland und die Welt.
