Was haben die katholische Kirche, die FIFA, die untergehende DDR und andere patriarchalisch aufgebaute Vereine gemeinsam? Die Systeme verselbständigen sich, die Kontrollmechanismen für die Mächtigen versagen oder werden erst gar nicht aufgebaut, Reformen sind nicht möglich. Veränderungen sind nur noch durch den Sturz der Despoten möglich. Noch etwas zeichnet solche Systeme aus: Kritiker werden systematisch ausgeschaltet, Günstlinge systematisch geschmiert.
In der Katholischen Kirche: Eine Nomenklatura von Kardinälen macht das Geschäft unter sich aus, wer die Kurie stützt, wird belohnt, wer sie angreift bestraft. DDR: auch hier: die Funktionäre machen das Geschäft und fahren Volvo, Kritiker werden eingesperrt.
Und jetzt fällt das System FIFA. Die alten Männer an der Spitze, die großzügig an das Stimmvieh aus Asien, Afrika und Ozeanien Schmiergeld für Wahlen verteilt haben, sind gestürzt. Das System hat viel zu lange funktioniert, hat sich von Russland und Katar kaufen lassen und sich in der vermeintlichen Macht gesonnt – jetzt ist der Sonnenkönig am Ende. Und sein Kronprinz Platini ebenfalls. Hilflos stammelt der sichtlich gezeichnete Fußball-Feldherr wirres Zeug ins Mikrofon, fast könnte er einem leid tun.
Was kommt nach der Revolution? In der katholischen Kirche die Reformation – vor genau 498 Jahren. In der DDR die Einführung der Demokratie durch die Wiedervereinigung – vor genau 25 Jahren. In der FIFA? Auch hier ist ein Neuanfang notwendig. Die Funktionäre, die jetzt zur Wahl stehen würden, sind allesamt vom durch und durch korrupten System verdorben und nicht wählbar. Wenn die alte FIFA nicht zu reformieren ist, braucht es eben eine Neue. Wie in der Kirche und in der Politik.